Gleich vorab: Es handelt sich bei diesem Text um eine Art Test (oder neudeutsch: Review), allerdings auf meine Art. Wenn du auf der Suche nach (selbst erstellten) Benchmarks bist, dann vielen Dank fürs Anklicken, aber damit werde ich nicht dienen können. Viel mehr geht es hier um einen Vibe-Test, also wie sich der Mac Studio mit M4 Max für meine Anforderungen schlägt. Und damit: Auf zu meinen Feelings.
Mein Ende von Intel-Macs
Ende 2019 hat sich Apple dazu herabgelassen, das MacBook Pro zu erneuern. Besseres Design für die Kühlung. Neue (alte) Tastatur. Besserer Sound. Besseres alles. Also schlug ich zu und habe seinerzeit entschieden, dass der iMac durch das MacBook Pro mit einem Dock ersetzt wird. Entsprechend habe ich das MBP so gut wie komplett ausgestattet (Intel Core i9-CPU, 64 GB RAM, 2 TB SSD), da ich drei 4K-Bildschirme verwenden wollte.
Als Dock kam das Elgato Thunderbolt 3 Dock zum Einsatz und ganz ehrlich: Gemocht habe ich an dem Ding nur die Idee, aber weder den Preis noch die Umsetzung. Denn das Gerät ist bei mir oftmals durch seltsame Bugs aufgefallen. Mal wurde ein Bildschirm nicht korrekt angesprochen, der LAN-Anschluss funktionierte, wenn überhaupt, nicht lange – lediglich USB und Sound haben im Grunde immer funktioniert.
Allerdings entwickelte sich das MacBook Pro ebenfalls zu einem Sorgenkind. Es überhitzte, was wohl daran liegt, dass die Lüfter einstauben. Da Apple mit allen Mitteln verhindert, dass man sie reinigen kann, klang das MacBook beinahe durchgängig wie ein abhebendes Flugzeug. Gut ist, dass das bei halbwegs anspruchsvollen Aufgaben wie Videotelefonie oder YouTube-Videos in 4k60 vom Ventilator übertönt wurde, der unabhängig von der Jahreszeit auf das Gerät gerichtet sein musste. Ja, es gab also einen Leidensdruck und nein, ich habe keine Ahnung, wie ich es dennoch so lange damit ausgehalten habe.
Beeindruckt vom Mac Studio M1
Vergangenes Jahr hatte ich das Vergnügen, mit einem Mac Studio M1 herumzuexperimentieren. Er kam mit der größeren GPU, war ansonsten aber das „Einsteigermodell“, wenn man es so möchte. Das bedeutet primär 32 GB RAM und 512 GB SSD.
Dennoch hat er mich umgehauen. Alle, die im Vorfeld sagten, „Apple Silicon bringt’s!“, hatten recht. Allerdings musste es schon ein Mac Studio sein, denn vom Konzept „Laptops als Desktop-Ersatz“ bin ich wohl jetzt geheilt und der Mac mini war nicht in der Lage, drei 4K-Bildschirme anzusteuern. Das hat sich wohl mit dem M4-Modell geändert, aber ich habe dennoch auf das M4-Studio gewartet. Denn ich denke, nach Jahren des Lärms auf dem Schreibtisch würde ich lieber einen stärkeren Chip (M4 Max) mit entsprechenden Kühlkapazitäten zu Tode langweilen, als ein Lüftergeräusch im (zugegeben niedlichen) Mac mini M4 zu riskieren. Zumal die Anschlusssituation beim Studio dennoch besser ist.
Endlich ein neuer Mac Studio!
Nun ist es aber auch so, dass Apple einen Mac Studio mit M1 sowie M2 im Angebot hatte. Der M2-Chip ist wohl nicht maßgeblich schneller als die erste Generation, doch auf einen M3 mussten wir vergeblich warten (ja, ich habe Gedanken zum M3-Ultra). Ein M3 hätte sich mal wenigstens für die Grafikleistung gelohnt (nicht, dass ich die unbedingt benötigen würde, aber AV1-Decoding ist auf jeden Fall praktisch zu haben). Im Sommer 2024 erschien es jedenfalls nicht mehr sinnvoll, ein Studio mit M2 zu kaufen. Dessen Chip wurde inzwischen von einer neuen Generation abgelöst und der M4 stand vor der Tür – im iPad Pro wurde er schon verbaut.
Umso erfreulicher war es dann, dass Apple Anfang März eine neue Version mit M4 Max (und M3 Ultra) ankündigte. Und da habe ich zugeschlagen.
Konfiguration und Rational
Der temporäre Studio M1 Max zeigte mir vor allem eins: Bei meinem Setup reichen 32 GB RAM – allerdings nur solange, bis ich auf die Idee komme, etwas Abgefahrenes zu machen. Beispielsweise eine virtuelle Maschine in VMware zu starten oder mit größeren Dateien in Pixelmator Pro zu hantieren. Das führt dazu, dass Daten im Arbeitsspeicher komprimiert werden (um die Notwendigkeit des Auslagerns möglichst lang herauszuzögern). Wenn aber der „WindowServer“ (aka: Grafikspeicher) mit der Kompression beglückt wird, wird es schnell unschön und aus dem zackigen System wird wieder eine Diashow. Weiterhin habe ich kurz mit LLMs via Ollama herumgespielt und dabei stellte sich heraus, dass die KI Arbeitsspeicher benötigt. Viel, viel Arbeitsspeicher. Also, was soll der Geiz, 128 GB RAM sind in der Maschine.
Aus ähnlichen Überlegungen heraus habe ich auch die SSD auf 4 TB aufgerüstet. All mein Zeug (etwa 400 GB), virtuelle Maschinen, vielleicht LLMs für lokale KI. Ich sage nicht, dass ich besonders stolz darauf bin oder die Apple-Steuern liebe, die dabei erhoben wurden. Ich habe versucht, potenziell große Sachen wie die Festplatten-Images der virtuellen Maschinen auf eine externe SSD auszulagern, aber das hat nicht wirklich gut funktioniert. Möglicherweise ist es die Schuld der SSDs, die nach Kräften Strom sparen wollten und daher zuweilen etwas träge beim Aufwecken waren. Aber so wirklich wollte der Funke nicht überspringen, die VMs hatten inkonsistente Leistungen und viele IO-Timeout-Fehler im Kernel-Log.
Aber es ist, was es ist, und wenn der Mac Studio jetzt fünf Jahre oder länger meine Anforderungen erfüllt, dann ist das ein Opfer, das ich bereit bin zu erbringen. Getreu dem Motto: Ich muss jetzt einen Haufen Geld ausgeben – aber mit dem MacBook werde ich auch keins mehr verdienen.
Jedenfalls war der kurze Ausflug in die Welt des M1 Max eine wichtige Erfahrung. Denn Intel-Macs haben mich gelehrt, dass spätestens ab dem zweiten externen Bildschirm die Grafikkarte im Basis-Modell zu schwach ist. Das scheint bei Apple Silicon tatsächlich anders zu sein und das muss man erleben, um es zu glauben. Solange der Arbeitsspeicher ausreicht, war die Grafikausgabe zu keinem Zeitpunkt ein Problem. (Dennoch hat mich Apple zum Upgrade der GPU gezwungen, da es ein RAM-Upgrade nur zusammen mit der „guten“ GPU gibt.)
Apple denkt neu
Apple Silicon basiert auf dem ARM-Befehlssatz und ist eine direkte Weiterentwicklung der Chips, die das Unternehmen in mobilen Geräten (wie iPhone und iPad) einsetzt. Tatsächlich war der Computer, den Apple an Entwickler verlieh, ein iPad im Gehäuse eines Mac mini, auf dem macOS lief. In Cupertino hat man sich wenigstens anfangs sichtlich bemüht, keine absoluten Zahlen zu nennen, wenn es um die Performance ging. Stattdessen hat man sich auf die Effizienz konzentriert, also wie viel Rechenleistung pro Watt aus der Steckdose nutzbar ist. Das zeigt ein Umdenken des Unternehmens, denn vormals galt nur die nackte Rechenleistung.
In Zeiten, in denen Energie immer teurer wird und Intel-MacBooks wie Flugzeuge klingen, ist das eine mehr als willkommene Entwicklung. Ich habe den Mac Studio mit einem Strommessgerät ausgestattet und war ehrlich sehr erstaunt. Nach dem kompletten Hochfahren, inklusive Google Chrome und allen 69 geöffneten Tabs (allerdings ohne nennenswerte Aktivität) zieht der Kleine gerade einmal neun Watt aus der Steckdose. Übrigens sind dabei alle drei 4K-Bildschirme angeschlossen (und müssen selbstredend angesteuert werden). Hätte man nur „einen“ davon, sähe das Ergebnis bestimmt noch besser aus.
Belastet man ihn gleich zwei Extremen, die beim MacBook Pro bereits als „Endgegner“ durchgehen, wird es auch nicht viel mehr. Dabei handelt es sich um ein YouTube-Video in 4k60 mit hoher Bitrate. Es wird im Vollbildmodus mit Google Chrome abgespielt. Safari hätte bestimmt bessere Ergebnisse, aber Safari ist kein echter Browser (das ist meine Geschichte und bei der bleibe ich). Dennoch kommt das Messgerät dabei nur auf elf Watt. Das ist absolut beeindruckend.
Dass das Gerät etwas mehr anzeigt, hat zwei Gründe. Einerseits fluktuiert die Leistungsaufnahme leicht, und andererseits hatte ich für den Test eine Steckdosenleiste verwendet, die ihrerseits ein USB-Netzteil integriert hat. Ich habe leider keine „einfache“ Leiste gefunden, und deshalb müssen wir ca. ein halbes Watt anziehen, um auf den reinen Verbrauch des Mac Studio zu kommen.
Damit ging meine Idee voll auf: Falls ich (irgendwann) Power benötige, dürfte der M4 Max in der Lage sein, sie zu liefern. In sämtlichen anderen Fällen ist er ein Energiesparwunder im überdimensionierten Gehäuse. Gerüchten zufolge soll sich darin ein Lüfter befinden, aber ich habe ihn noch nie gehört. Nicht einmal beim Update von macOS, das dankenswerterweise direkt bei der Ersteinrichtung als Day-One-Update fällig wurde. Happiness.
Mac Studio M4 Max und M3 Ultra
Die Ultra-Chips sind – laut Apple – zwei Max-Chips, die via UltraFusion-Schnittstelle zusammengelötet wurden. Bei M1 und M2 hat das Unternehmen die Ultra-Chips aus zwei Max-Chips der aktuellen Generation gezaubert. In diesem Jahr ist es anders. Während es keinen Mac Studio mit M3 Max gibt, scheint es keinen M4 Ultra zu geben, sondern nur einen M3 Ultra. Das ist seltsam, besonders, weil Benchmarks darauf hindeuten, dass der M3 Ultra in CPU-Aufgaben nur marginal schneller ist als der M4 Max. Lediglich in GPU-Aufgaben zieht der „neue“ Ultra mit 40% davon. Da es sich aber um zwei Max-Chips handelt, ist davon auszugehen, dass ein M4 Ultra noch schneller wäre.
Rein von der Mathematik her ergibt sich also folgender Dreisatz: Für die meisten Käufer dürfte der M3 Ultra nicht zur Diskussion stehen. Er kostet noch einmal genauso viel Aufpreis wie ein ganzer Mac Studio M4 Max, insofern hätte sich ein zweiter M4 Max mit einem kleinen Cluster wahrscheinlich eher gelohnt und du profitierst von der höheren CPU-Performance. Denn dass der M3 Ultra um die 10% schneller ist, verdankt er einzig und allein der Tatsache der doppelten Anzahl von CPU-Kernen. Im Umkehrschluss ist ein einzelner Kern des M4 Max schneller als jener im M3 Ultra.
Es gibt lediglich zwei Fälle, die mir in den Sinn kämen, wann ein M3 Ultra sinnvoll wäre. Entweder, wenn du die geballte GPU-Power in einer Maschine benötigst, denn der Chip bringt die derzeit größte Grafikleistung in einem Mac. Oder, wenn du mehr als 128 GB Arbeitsspeicher in einer Maschine benötigst. Denn dort ist beim Max Schluss, während der Ultra bis zu 512 GB RAM haben kann. Wobei das entsprechend teuer wird, aber wenn du dir an dem Punkt darüber Sorgen machst, gehörst du ohnehin nicht zur Zielgruppe.
M1 Max vs. M4 Max
Meine Einschätzung ist, dass man nicht dringend auf den M4 Max aufstocken muss, wenn man bereits einen Mac mit Apple Silicon verwendet. Für meine Aufgaben, die überwiegend im Browser stattfinden, war der M1 Max bereits schnell genug und konnte alles bewältigen. Ich hatte nie den Eindruck, den Chip zu überfordern, und die Auslastungsdiagramme aus der Aktivitätsanzeige bestätigten das. Selten wurden die Leistungskerne zurate gezogen, und wenn, dann nur in übersichtlichen Dosen. In der Regel wurden nur die Effizienz-Kerne belastet.
Im direkten Vergleich würde man aber Unterschiede feststellen. Der M4 Max ist schneller als der M1 Max. Wenn eine Aufgabe vorher zehn Sekunden dauerte, ist sie jetzt nach sechs oder sieben erledigt. Das ist schneller, prozentual sogar ein gutes Stück, aber es ist noch immer Wartezeit. Der Unterschied ist ungefähr wie beim iPhone. Angenommen, du hast ein paar Generationen ausgeharrt (ich beispielsweise: iPhone 11 Pro Max auf 16 Pro Max). Das alte hat sich trotz zahlreicher Updates nicht unbedingt langsam angefühlt, wenn du nicht gerade spielst. Trotzdem ist das neue schneller. So ähnlich kannst du dir die Unterschiede beim Mac auch vorstellen.
Ich möchte gar nicht abstreiten, dass sich die Zeitunterschiede summieren, wenn du beispielsweise Videos bearbeitest und renderst. Ob der Vorgang zwei Stunden oder nur noch etwas mehr als eine Stunde dauert, ist ein nennenswerter Unterschied. Insofern würde sich ein Upgrade lohnen, aber für den täglichen Bedarf trifft das nicht zu. (Das Beispiel ist aus der Luft gegriffen, tatsächlich weiß ich nicht, ob der M4 Max beim Rendern auch 40 Prozent schneller ist als der M1 Max.)
Fazit: Mac Studio M4 ist ein toller Computer!
Abschließend bleibt zu sagen: Ich bin voll des Lobes mit dem neuen Mac Studio. Er ist nicht hörbar, bewältigt sämtliche Aufgaben, die ich ihm bislang vorlegte, und benötigt sehr wenig Strom. Zudem ist mein Modell jetzt auch so ausgestattet, dass ich alles damit anstellen kann, was für mich wichtig wäre.
Billig ist das Vergnügen jedoch nicht. Die Reise beginnt bei knapp 2.500 Euro und geht steil nach oben, wenn du auch nur darüber nachdenkst, dies-und-das aufzurüsten. Der in der Community „Apple-Steuer“ genannte Aufpreis ist saftig. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass ein einmal ausreichend ausgestatteter Mac lange seine Dienste verrichtet und weiterhin wertstabil bleibt. Damit kann man sich das wohl schönreden.
Wer keine virtuellen Maschinen betreibt und auch keine lokale KI ausführt, dürfte auf jeden Fall beim Arbeitsspeicher sparen können. Für reine Browser-Aufgaben (und ich habe nicht gegeizt mit Chrome-Tabs!) haben auch die 32 GB während meiner Exkursion genügt.
Wer auch sonst keine abgefahrenen Anwendungszwecke hat, sollte vielleicht auch einen Blick in Richtung Mac mini werfen. Dieser ist auf Wunsch mit M4 Pro zu haben und noch etwas günstiger. Wenn du also keine Verwendung für die zusätzliche Leistung und kein Problem mit dem Power-Button auf der Unterseite hast, wäre das meine Empfehlung. Für alle, die ähnlich ticken wie ich, ist der Mac Studio mit M4 Max ein hervorragender Computer. Selbst wenn der angeblich vorhandene Lüfter einstaubt – so wenig Strom, wie er verbraucht, dürfte er trotzdem noch Videos von YouTube, Google Meet und – Gott bewahre – Microsoft Teams dekodieren können. Was ihn allein deshalb besser macht als das MacBook Pro, das er bei mir ersetzt. Und ähnlich viel gekostet hat.
PS: Leicht themenrelevant sind auch meine Feelings zum Magic Keyboard mit Touch ID und USB-C-Anschluss.